Hausgemachtes

Meine Häuser sind absolute Recycling-Produkte. Ich stelle sie aus den Unmassen von Tonresten her, die bei meinen Töpferkursen anfallen. Häufig bekomme ich auch von freundlichen Kollegen eingetrocknete Reste geschenkt (immer her damit!). Das Aufbereiten der Massen ist Teil meines Arbeitsprozesses. Oft kommt es dabei zu dem wilden Mix, der meine Fassaden kennzeichnet: roter Drehton neben stark schamottiertem, schwarzem Ton neben feinem, weißen Porzellan (bloß keine Scheu, alles ist möglich!). Alle Stücke brenne ich bei 1220°C im E-Ofen. Auch wenn sich meine Bruchbuden ähneln, so sind alle absolute Unikate. Es gibt sie zum Hinstellen oder zum Hängen, in klitzeklein und riesengroß, für Pflanzen, für Kerzen, für Zahnstocher oder als Salz- und Pfefferstreuer.

Meine Häuser stehen natürlich zum Verkauf und können im Café Libre besichtigt und erworben werden.

Der Preis richtet sich nach Größe und Durchmesser des Hauses. Zahnstocherhäuser oder Salzstreuer kosten 9 €, kleine Lichthäuser 21 €, ein mittleres Pflanzhaus ca. 85 €.

Was hat dich bloß so ruiniert?

Meine Hausfrauen-Karriere begann an der Fachschule für Keramikgestaltung, die ich von 1999 bis 2002 besuchte. Der Titel verrät es schon:  meine Abschlussarbeit „hAusgedacht" hat bereits das Haus zum Thema.

Während meines Studiums wurde ich nämlich von einem unerklärlicher Hausrausch erfasst, sowohl auf Keramik, als auch auf Papier, der Besessenheit nahe. Ich malte und druckte und zeichnete und zeichnete und druckte und malte und …baute nur noch Häuser. Bis heute. Ich bin keine Hausbesitzerin, bin keine Hausbesetzerin, sondern eine Hausbesessene...

Dabei interessiert mich vor allem die Idee der Fassade, die etwas anderes präsentiert, als sie verbirgt. Häuser erinnern mich an Menschen, die ihr Innenleben häufig nicht preisgeben, mit geleckten Vorgärten und tadellos geputzten Fenstern...Häuser, wie Menschen, die es vorziehen, den äußeren Schein zu wahren, aus Angst, aus Berechnung, aus Eitelkeit...meinen Bruchbuden gelingt das jedoch nicht mehr so ganz. Sie sind nach all den Täuschungsmanövern einfach schon ziemlich ruiniert, kaputt, marode und baufällig.

Es scheint zu allem Übel, dass meine lieben Häuschen lügen wie bedruckt:
Die Texte, die sich auf ihrer Oberfläche wiederfinden entstammen den Werken „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ von Rainer Maria Rilke und „Die Blumen des Bösen“ von Charles Baudelaire. Beide Texte setzen sich inhaltlich mit der Einsamkeit inmitten der Großstadt, mit Zerfall, Krankheit und Tod auseinander.
Das will zunächst so gar nicht zu den harmlos freundlichen, windschiefen Häuschen passen. Aber deshalb beginnt es ja an manchen Ecken und Wänden ganz kräftig zu bröckeln…